Burnout



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Was ist ein Burnout überhaupt? Was sind Auslöser dafür? Und wie gelingt der Ausstieg daraus? Über diese Fragen haben wir mit Kerstin Böcker gesprochen, die selbst den Weg aus dem Burnout zurück in ein leichtes und lebenswertes Leben gefunden hat und nun andere Menschen auf diesem Weg begleitet.

Auch wenn über das Thema Burnout mittlerweile viel gesprochen und geschrieben wurde, gibt es bisher keine eindeutige Definition. In der neuesten Version der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme - kurz ICD-11, die voraussichtlich im Jahr 2022 veröffentlicht wird, soll Burnout als Syndrom, das heißt als Zusammenkommen mehrerer Symptome, beschrieben werden. In dieser Definition soll Stress in den Vordergrund gestellt werden, der durch die Arbeit entsteht und von den Betroffenen nicht verarbeitet werden kann. Kerstin greift in ihrer eigenen Definition weiter, indem sie Burnout als extreme Erschöpfung von Körper und Seele beschreibt, die sich auf sämtliche Lebensbereiche auswirkt. Für Außenstehende ist es oftmals schwierig zu erkennen, ob es sich tatsächlich um ein Burnout oder eine Depression handelt. Für Kerstin gibt es aber eine klare Abgrenzung zwischen Burnout und Depression: “Ein depressiver Mensch sieht das Licht am Ende des Tunnels kaum noch und hat das Gefühl aus seinem Zustand nicht mehr herauszukommen. Wer einen Burnout hat, möchte da so schnell wie möglich wieder raus, denn er weiß, wie er sich vor dem Burnout gefühlt hat.”

Ein Burnout entsteht nicht über Nacht

Es mag in manchen Fällen so scheinen als käme der Zusammenbruch ganz plötzlich, wenn einen selbst oder geliebte Menschen ein Schicksalsschlag wie beispielsweise ein Unfall, ein Todesfall oder eine Krankheit trifft. “Das ist dann nur das i-Tüpfelchen, wo man nochmal ganz viel Energie hineinsteckt. Danach kommt dann der Zusammenbruch, weil einfach nichts mehr da ist” - so beschreibt Kerstin ihre Erfahrung.

Sie hat ihren Burnout-Verlauf in 6 Phasen erlebt: Die erste Phase war durch übertriebenen Ehrgeiz gekennzeichnet. Kerstins Hauptfokus lag darauf, nach außen hin möglichst viel Leistung zu zeigen, vor allem beruflich täglich Höchstleistungen zu bringen - Auszeiten gab es dabei aber nicht. “Hier fühlte sich für mich alles wunderbar an. Ich fühlte mich voll in meiner Kraft - aber wie es mir wirklich ging, war mir zu der Zeit vollkommen egal” sagt sie rückblickend. Diese Phase kann sich über eine sehr lange Zeit hinziehen, denn scheinbar läuft ja alles hervorragend im Leben.

In der zweiten Phase wurden erste Warnzeichen sichtbar, die auf die eigene Überforderung hindeuteten, zum Beispiel in Form von nachlassender Konzentration und einer zunehmenden emotionalen Reizbarkeit. Diese Warnzeichen ihres eigenen Körpers und Hinweise aus dem Freundes- und Familienkreis hat sie ignoriert und sich selbst unter Druck gesetzt, um die gewohnten Leistungen weiter zu erbringen. “Wer in dieser Phase die Zeichen erkennt und gegensteuert, kann den Absprung aus der beginnenden Abwärtsspirale noch gut schaffen”, ist Kerstins Einschätzung.

Körper und Seele schreien immer lauter

Ab der dritten Phase begann ihr Körper noch deutlichere Signale zu senden, zum Beispiel in Form von Magen- und Kopfschmerzen sowie Verspannungen. Für diese hat Kerstin alle möglichen Ausreden gefunden und ihre innere Stimme, die immer klarer sagte, dass da mit ihr etwas so gar nicht stimmt, jedes Mal ignoriert. Hier kam dann noch ein Schicksalsschlag in Form einer schweren Krankheit ihres Kindes hinzu. Als diese akute Belastungsphase überstanden war, folgten die weiteren drei Phasen in kurzer Zeit.

Zuerst zog sie sich in sich selbst zurück und ließ niemanden mehr an sich heran. Daraufhin folgte eine Phase, in der sie nur noch im reinen Überlebensmodus funktionierte. Sie hatte kein Gefühl mehr für sich selbst, fühlte sich von der Welt abgeschnitten und alles um sie herum wurde zu viel: “Ich fühlte mich wie unter einer Käseglocke und gleichzeitig wie in einem Düsenjet.”

Die letzte Phase war von völliger Verzweiflung geprägt. Kerstin war körperlich und seelisch komplett erschöpft und wusste nicht mehr, was sie tun sollte - bis sie eines Tages vor dem Spiegel stand und bei ihrem eigenen Anblick realisierte wie schlecht es ihr tatsächlich ging. “In diesem Moment beschloss ich mich selbst nicht weiter kaputt zu machen.”

Wie kommt es überhaupt zu einem Burnout?

Äußere Faktoren, wie die Arbeitsbelastung, der zunehmende Zeitdruck oder Schicksalsschläge, sind nicht die Hauptursache, die zu einem Burnout führen. Vielmehr spielen hier bestimmte Persönlichkeitseigenschaften die übergeordnete Rolle. Für Kerstin sind vor allem fünf Charaktereigenschaften von zentraler Bedeutung: Menschen, die sehr ehrgeizig sind, eine perfektionistische Erwartungshaltung haben, nicht Nein sagen können, sich übermäßig für andere einsetzen, ohne dabei auf sich selbst zu achten und über keine passende Strategie zur Stressbewältigung verfügen, laufen schneller Gefahr sich selbst übermäßig zu erschöpfen. “Diese Eigenschaften führen dazu, dass sich Menschen ständig überfordern, über ihre eigenen Grenzen gehen und ihre Bedürfnisse ignorieren.” Sie agieren überwiegend im Außen und nehmen sich keine Zeit, um sich mit ihrer eigenen Innenwelt zu beschäftigen, damit, was ihnen wirklich gut tut, was sie stärkt und was ihnen im Leben wichtig ist.

Der Weg zurück ins eigene Leben

Das Gute daran, dass die Ursache eines Burnouts in dem eigenen Umgang mit sich und den Herausforderungen des Lebens liegt, ist, dass auch jeder Betroffene die Lösung in sich trägt. Hier sind die Wege aus der Erschöpfung so individuell wie die Menschen selbst. “Bei jedem Klienten, den ich begleite, lerne ich immer wieder etwas Neues dazu.” Auch gibt es für sie keine generelle Empfehlung, ab wann sich jemand auf diesem Weg Hilfe holen sollte. “Hier sollte jeder ehrlich in sich hinein spüren.” Der Schritt, sich einzugestehen Unterstützung zu brauchen und diese auch in Anspruch zu nehmen, erfordert Mut - der Lohn wird die Rückkehr zu einem leichteren Lebensgefühl sein.

Wichtig ist sowohl die körperliche als auch die seelische Ebene im Blick zu haben, denn sonst steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall. Der ausgezehrte Körper braucht viel Zuwendung durch Bewegung und eine gesunde Ernährung, die die leeren Reserven wieder auffüllt. In der seelischen Arbeit geht es mehr darum aus dem “Ich muss..” hin zu einem “Ich möchte..” und aus der Orientierung nach außen wieder zu sich, in die eigene Mitte zu kommen. “Raus aus dem Kopf, rein ins Herz” nennt Kerstin es.

Wer an sich schon erste Anzeichen bemerkt, die in Richtung Erschöpfung deuten, kann bereits vorbeugend Stück für Stück wohltuende und stärkende Elemente in sein Leben bringen. Dazu zählen regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, das Auseinandersetzen mit den eigenen Gefühlen, zu lernen auf das eigene Bauchgefühl zu hören und körperliche Nähe wie beispielsweise eine Umarmung. “Auch wenn man sich überhaupt nicht danach fühlt, sollte man sich umarmen lassen - denn Berührungen sind so wichtig für uns Menschen.”, erklärt Kerstin. Um sich wieder mit Leichtigkeit und Glück zu verbinden, empfiehlt Kerstin zwei Übungen: Sich selbst im Spiegel anlächeln, auch wenn sich dies zunächst wie eine Lüge anfühlt und in die Erinnerung an einen Glücksmoment einzutauchen als würde er gerade stattfinden. Allein dadurch wird im Gehirn die Ausschüttung vont Glückshormone aktiviert.

Über Kerstin Böcker

Kerstin ist 37 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 2 Kindern. Sie lebt mit ihrer Familie in Mecklenburg-Vorpommern und bietet auf ihrer Website https://kerstinboecker.de/ Informationen rund um die Behandlung eines Burnouts an. Dazu bietet sie persönliche Beratungen, Meditationen und Kurse an. In ihre Arbeit fließen ihre Ausbildungen als Heilpraktikerin für Psychotherapie, NLP-Coach, Hypnosetherapeutin und ihr Studium in Fitnessökonomie sowie ihr Herzenswunsch ein, so viele Menschen wie möglich auf ihrem Weg aus dem Burnout zu unterstützen.






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