Interviewreihe5



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Früher bedeutete diese eine Sache die Welt - heute ist sie belanglos. Das denkt eine unserer Autoren über seine Tagebucheinträge von damals. Das Interview:

Hast du jemals in deinem Leben Tagebuch geschrieben?

Ja, zweimal. Als relativ junges Mädchen hatte ich tatsächlich ein kleines Buch, in das ich geschrieben habe. Als Jugendliche habe ich meine Gedanken und Gefühle gebloggt. Die Seite war mit Passwort geschützt und nur mein bester Freund hatte Zugang dazu.


Hast du das Tagebuch geschenkt bekommen?

Ja. Ich glaube von meiner Mama.


Wie sah das Buch aus? War es das typische Tagebuch mit Schloss?

Puh, ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, ob es ein Schloss hatte. Ich glaube aber schon. Denn ich habe noch einen Eintrag genau vor Augen und da sehe ich so ein typisches Tagebuchformat vor mir. Quadratisch und mit weißen Seiten.


War der Eintrag von Bedeutung für dich, dass du dich heute noch daran erinnerst?

Ich habe das Tagebuch einige Jahre später gefunden und durchgeblättert. Dabei ist mir dieser eine Eintrag aufgefallen und in Erinnerung geblieben. Wie ein Schatz aus der Vergangenheit - diese genaue Erinnerung wäre ohne das Tagebuch wohl verloren gegangen.


Hast du dich in dem Tagebuch noch selbst als Person wieder erkannt, als du es nochmal gelesen hast?

Ja, aber auch die Entwicklung, die ich seitdem als Mensch gemacht habe. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, sehe ich, wie klein manche Dinge wirken, die damals für mich die ganze Welt waren. Das ist irgendwie beruhigend.


Würdest du dein Ich von damals heute etwas sagen wollen?

Es werden noch schlimmere Dinge passieren als die, die dich gerade beschäftigen und es werden noch bessere passieren. Behalte deinen Optimismus und fange an, dich selbst zu lieben - dann steht das Leben auf deiner Seite.


Hast du dann irgendwann gelernt, dich selbst zu lieben?

Ich lerne jeden Tag dazu... ;)


Du hast deine Gedanken und Gefühle als Jugendliche gebloggt hast und dein bester Freund den Zugang dazu hatte. Konnte er deine Einträge kommentieren?

Nein, das hatte ich abgeschaltet. Wahrscheinlich wollte ich mein "Tagebuch" doch irgendwie für mich haben, jemand durfte meine Gedanken lesen, aber nicht auf meinem Ort dazu schreiben. Aber manchmal haben wir später über den Inhalt von Einträgen gesprochen.


Hattest du manchmal das Gefühl, doch nicht alles, was dich bewegt, aufzuschreiben und dich zurückzuhalten, weil es noch jemand lesen konnte? Auch, wenn es dein bester Freund war, der den Zugang hatte?

Nein, damals haben wir bzw ich alle Gedanken geteilt. Irgendwann habe ich aber das Passwort geändert, sodass nur noch ich Zugriff hatte - dann war es aber nicht mehr dasselbe.


Hat es dir trotzdem noch etwas gebracht, alles nieder zu schreiben?

Weniger, ich habe irgendwann aufgehört. Ich glaube es war mir wichtig, dass die Dinge gehört werden. Ganz egal, ob jemand was dazu sagt oder nicht, wollte ich, dass es eine Person gibt, die weiß, wie es mir geht und vor allem, was in mir vorgeht.


Meinst du generell, dass Tagebuch-Schreiben helfen kann?

Ja, ich glaube sehr an den Nutzen vom Schreiben - denn das tue ich auch noch immer! Jeder sollte für sich die beste Form finden, ob Tagebuch, Brief, Gedichte oder noch vieles mehr...


Inwiefern kann einem Schreiben nutzen?

Es sortiert die Gedanken. Oft werden Dinge ja schon klarer, wenn man versucht, sie verständlich auszudrücken - dann weiß man manchmal schon selbst, wie es weitergehen kann. Außerdem holt es die Dinge aus dem Kopf. Sie müssen dort nicht mehr ewig hin und her kreisen, wenn sie rausgeschrieben sind. Ich bin mir sicher es gibt noch 1000 andere Gründe, aber diese beiden fallen mir spontan als bedeutsam ein.


Unter der Rubrik "Mein persönliches Tagebuch - die Interviewreihe von und über Tagebuchautoren" sprechen unsere Autoren über ihre Erfahrungen mit dem Tagebuchschreiben. Teil 5






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