Perfektionismus



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Perfektionismus ist wahrscheinlich vielen von uns ein Begriff. Doch worum handelt es sich dabei genau und was kann man dagegen eigentlich machen, wenn es zur Belastung wird? Wir geben euch Antworten.


Beim morgendlichen Kaffee wirfst du einen Blick auf deine To-Do Liste und bevor du das Haus verlässt schaust du lieber zweimal nach, ob du auch wirklich alles eingepackt hast. Kommen dir diese Situationen vielleicht bekannt vor? Das sind noch relativ harmlose Beispiele, die Perfektionisten in ihrem Alltag erleben. Es kann aber auch soweit gehen, dass es zur Belastung für die Betroffenen wird. Viele setzen sich damit selbst unter Druck, da sie immer das Beste von sich erwarten. Sehr gut ist ihnen nicht “gut genug”.


Was ist Perfektionismus?


Sicher kann sich jeder umgangssprachlich etwas unter dem Begriff “Perfektionismus” vorstellen. Doch was bedeutet es aus wissenschaftlicher Sicht? Perfektionismus wird in der Psychologie als Persönlichkeitseigenschaft bezeichnet. Charakteristisch ist dabei das setzen hoher Standards nicht nur an andere, sondern vor allem an sich selbst. Damit verbunden ist eine sehr kritische und oft auch pessimistische Denkweise.  


Perfektionismus lässt sich des weiteren in zwei Dimensionen unterteilen. Das perfektionistische Streben beschreibt die Einstellung, immer sein Bestes zu geben. Darunter fallen beispielsweise die Eigenschaften der Ausdauer und Organisiertheit. Die zweite Dimension - die perfektionistische Besorgnis - kommt mit anhaltenden Zweifeln an sich selbst einher. Viele haben Angst Fehler zu machen und negative Kritik für ihre Leistungen zu erhalten. Ein hohes Maß an perfektionistischem Streben und ein wenig perfektionistische Besorgnis werden auch als “gesunder Perfektionismus” bezeichnet.


Perfektionisten lassen sich grundsätzlich in drei Gruppen unterteilen:

1. “Selbstorientierte Perfektionisten” streben nach Vollkommenheit und erwarten von sich selbst, dass sie perfekt sind.


Es ist besser hohe Grundsätze zu haben, die man befolgt, als noch höhere, die man außer acht lässt. - Albert Schweitzer

2. “Sozial vorgeschriebene Perfektionisten” glauben sie müssten perfekt sein und versuchen möglichst “fehlerfrei” auf andere zu wirken.


Eine Erfolgsformel kann ich dir nicht geben; aber ich kann dir sagen, was zum Misserfolg führt: der Versuch jedem gerecht zu werden. - Herbert Bayard Swope

3. Zu guter Letzt gibt es noch die “Fremdorientierten Perfektionisten”, die von anderen erwarten sie seien perfekt und reagieren schnell abfällig wenn sie Fehler beobachten.


Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens. - Armin Müller-Stahl

Warum kann das gefährlich werden?


Sicherlich ist es nichts Verwerfliches wenn man stets sein Bestes geben will und dafür alle Energie und Motivation einsetzt. Allerdings ist es an dieser Stelle nicht mehr gut, wenn es das Leben bestimmt. Zum Beispiel, wenn man sich immer weiter zu höheren Leistungen zwingt, gar nicht mehr zufrieden ist und Fehler nur noch in sich selbst sieht. Außerdem kann sich Perfektionismus auch irgendwann in körperlichen Symptomen äußern wie man sie von Stress und Ängsten kennt. Dazu gehören beispielsweise innere Unruhe, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden.


Wenn die perfektionistische Besorgnis ansteigt und die Gedanken sowie das Handeln der Betroffenen Person bestimmt, kann dies sehr belastend werden. Es fällt ihnen schwer “abzuschalten” und sie stehen unter ständiger Anspannung. Psychische Erkrankungen, die häufig damit assoziiert werden sind beispielsweise Depressionen, Zwangsstörungen, Burnout und Schlafstörungen. Fall du oder jemand in deinem Umfeld also sehr unter diesem Druck leidet raten wir euch immer mit euren Arzt darüber zu sprechen.


Ein Mensch würde nie dazu kommen, etwas zu tun, wenn er stets warten würde, bis er es so gut kann, dass niemand mehr einen Fehler entdecken könnte. - John Henry Newman

Was kann man dagegen tun?


Zuallererst einmal: die eine Erfolgsformel gibt es sicher nicht. Denn wäre es so einfach, würde es mit Sicherheit nicht so viele Menschen geben, die unter ihrem persönlichen Perfektionismus leiden. Aber es gibt Ansätze, mit denen man den Perfektionismus zumindest ein wenig runterschrauben kann.


So ist ein erster Schritt schon mal, sich klarzumachen, dass man nicht immer in allem perfekt sein muss und kann. Oft reicht es aus, Angelegenheiten überhaupt abzuschließen anstatt sich stundenlang darüber Gedanken zu machen. Man sollte sich darauf besinnen, dass man auch nur Mensch und keine Maschine ist. Jeder macht mal Fehler und kann nicht durchgehend Höchstleistungen abliefern.


Dein Bestes ist gut genug!


Vor allem im Berufsleben kann ein perfektionistisches Streben sehr wichtig und hilfreich sein, um weiter aufzusteigen. Was wir aber niemals vergessen sollte: Jeder Mensch hat seine Fehler und das ist auch gut so. Aus Fehlern lernen wir letztendlich und kommen unseren Zielen näher. So ist auch Erfolg keine gut gepflasterte Straße, sondern eher ein Trampelpfad mit vielen Sackgassen. Lasst euch dadurch nicht entmutigen und betrachtet das Feedback von anderen nicht als Hinweis auf eure Fehler, sondern als Chance zu lernen.


Der perfekte Mensch bleibt ein theoretisches Konstrukt, denn wo es praktisch an Fehlern mangelt, fehlt es an Menschlichkeit. - Thom Renzie





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