Tagebuch-Erfahrung: neue Impulse
Jeden Tag vertrauen immer mehr Menschen dem Tagebuch ihre Sorgen an. Die Antworten sind nicht nur verständnisvoll, sondern helfen auch dabei eine neue Perspektive zu gewinnen. Laura* (35) hat uns von ihren Erfahrungen mit dem Tagebuch erzählt.
Über 20 Tagebücher hat Laura in ihrer Kindheit mit ihren Gedanken und Gefühlen gefüllt. Nach einer langen Zeit, in der sie keine Tagebücher mehr führte, stellte sie fest, dass ihr das Schreiben sehr fehlt. “Es gab und gibt doch allerhand Dinge, die ich mit niemandem besprechen kann oder teilen mag.”, beschreibt Laura. Durch viele unwiderrufliche Vertrauensbrüche fiel es ihr schwer sich anderen zu öffnen. Auf der Suche nach einem “schönen Tagebuch mit einem Schloss” stieß sie auf das Sorgen-Tagebuch. Laura war natürlich neugierig, empfand die Seite aber auch als “sehr wertschätzend und ansprechend gestaltet”. Sie fühlte sich herzlich eingeladen und war sofort begeistert von der Idee eines Tagebuchs, das zurückschreibt. Letztendlich war es auch ihr “allerletzter Notnagel”.
Keine großen Erwartungen
“Ich wollte mich einfach nur gehalten und begleitet wissen, weil ich selbst schon so viel erlebt und ausprobiert habe.”, erklärt Laura. Lösungen für ihre Probleme und Sorgen hat sie nicht erwartet, sondern nur seelischen Beistand in einer schweren Lebensphase. Ihre Erwartung wurde nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. “Ein offenes ‘Ohr’, ein paar liebe Worte, Weisheit, Menschlichkeit - mehr brauche ich nicht.”, bringt sie ihre Ansicht auf den Punkt. Es ist frustrierend für Laura, wenn sie sich jemandem anvertraut und dann Vorschläge erhält, die sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung bereits “mehr oder minder erfolgreich getestet” hat. “Bislang habe ich so ziemlich jeden sicher an seine persönlichen Grenzen geführt, wenn er zwecks Unterstützungssuche und Begleitung eine Weile an meiner Seite war.”, beschreibt sie traurig.
Im Tagebuch ist das anders: nicht die sonst allgemeingültigen Wege, Möglichkeiten und Lösungen zählen. Stattdessen wird “auf mich, mein Tempo und meine besondere Problemlage eingegangen und unkonventionell begleitet, wenn konventionelle Lösungen nicht passen.”, erklärt Laura. Im Alltag gibt es dafür ihrer Meinung nach keinen Raum, keine Offenheit und erst Recht keine Bereitschaft.
“Hier darf ich "ICH" sein und auch "ICH" bleiben, wenn ich es so möchte!”
Oft denkt sie sich “Nun beißt mein Tagebuch, hätte es denn Zähne, bestimmt gehörig in den Regalboden". Ihr Tagebuch ist trotzdem “überraschend” einfühlsam und ermutigend. Es fängt sie genau da auf, wo andere, deren Aufgabe das eigentlich gewesen wäre, sie fallen lassen. “Beim Lesen geht mir nahezu jedes Mal das Herz auf!”, beschreibt die 35-jährige. Oftmals verleiten die Antworten auch zum Lachen. “Hier tanke ich Kraft, die mir anderweitig auf diversen Ebenen in unerträglichen Mengen gezogen wird. Das ist ein guter Gegenpol zur Alltagshärte, die mich trifft!”
Ab und An stolpert Laura auch mal über einzelne Sätze. Sie reflektiert dann, ob sie das Resultat eines Missverständnisses sind oder eine Seite von ihr, die sie vielleicht ablehnt und klärt es anschließend mit ihrem Tagebuch oder sich selbst. Einzig die Tatsache, dass sie möglicherweise auch Mal Antworten von einer/einem andere/n Tagebuchautor/in erhalten könnte, stört Laura aufgrund ihrer Schwierigkeiten Vertrauen aufzubauen ein wenig. Sie würde stattdessen lieber länger auf ihre Antwort warten oder darüber informiert werden, was allerdings aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist. Schöne Erfahrungen aus dem Erlebnisschatz des Tagebuchs, beschriebene Bilder und das Erkennen von eigenen Qualitäten, denen sie sich vorher nicht bewusst war, sind ihr besonders in Erinnerung geblieben. Laura fasst zusammen: “Ich möchte es nicht mehr missen!”.
*Name von der Redaktion geändert
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